Die Fachhochschule Kiel liegt nicht nur direkt am Wasser, Lehrende und Studierende stellten in den Siebten Interdisziplinären Wochen auch einen ganz besonderen Bezug zwischen Lehre und See her. Denn erstmals gab es das Angebot, in diesem Rahmen den Sportbootführerschein See zu erwerben.
Die Interdisziplinären Wochen (IDW) bieten Studierenden der Fachhochschule in jedem Semester die Möglichkeit, über den Tellerrand ihres Fachbereichs hinaus und in unterschiedlichste Bereiche hinein zu schauen. Für jeweils zwei Wochen kann man so neben seinem Wissen auch seinen Horizont erweitern. Erstmals hatten nun im Herbst 2012 Studierende die Möglichkeit, den Sportbootführerschein See über das Lehrangebot der Fachhochschule zu erwerben. Der zweiwöchige Kurs umfasste die gesamte Breite der Theorie und die praktische Ausbildung an Bord. Somit waren die Teilnehmenden auf die offizielle Prüfung am Ende der IDW bestens vorbereitet.
Fachkundige Ausbilder
Natürlich gibt es auch an der Fachhochschule einer Hafenstadt wie Kiel viele Personen, die sich mit der Seefahrt auskennen. Für die Ausbildung zum Sportbootführerschein griff Prof. Dr. Harald Jacobsen, der Initiator der Veranstaltung, aber lieber auf erfahrene Ausbilder zurück. Die theoretische Ausbildung führten deshalb Lutz Böhme und Michael Köhler von der Firma Sailpartner aus Hamburg durch. Für die Praxis holte man sich Unterstützung und Fahrzeug von der Sportbootschule Mielke aus Kiel.
Knoten, Tonnen, Lichterführung
Die Bandbreite der theoretischen Ausbildung ist groß: Neben den nationalen und internationalen Verkehrsregeln auf See mussten sich die Teilnehmenden mit zahlreichen prüfungsrelevanten Themen auseinandersetzen. Dazu gehörten Umweltschutz, Wetterkunde, Notsignalen und Fragen der Sicherheit an Bord und auf See. Auch die Navigation anhand von Seekarten, Tonnen und Bordinstrumenten musste gepaukt werden. Zusätzlich lernten die Teilnehmenden auch die für die Seefahrt wichtigsten Knoten kennen. Schließlich muss sich ein Knoten auf See auch noch lösen lassen, wenn das Tauwerk nass ist.
Praktische Umsetzung
Nach einer Woche theoretischen Unterrichts und einem anschließenden Wochenende zum Selbststudium ging es in der zweiten Interdisziplinären Woche „auf See“. In der Schwentinemündung und auf der Kieler Innenförde konnten die Teilnehmenden ihre frisch erworbenen Kenntnisse in die Praxis umsetzen. Die meisten standen an Bord der „Holsatia“, dem Schulungsboot der Sportbootschule Mielke, das erste Mal selbst am Ruder. Doch trotz seiner zwölf Meter Länge und seiner zwei Maschinen beherrschten schon bald alle das ehemalige Polizeiboot. Die Teilnehmenden übten alle wichtigen und prüfungsrelevanten Manöver. So das An- und Ablegen, das Fahren nach Kompass und vor allem das sogenannte „Mann-überBord-Manöver“ zur fachgerechten Rettung einer über Bord gegangenen Person. Mit Rücksicht auf die fortgeschrittene Jahreszeit wurde hier die Boje „Else“ gerettet.
Frischgebackene Freizeitkapitäne
Nach dieser guten Vorbereitung fand am zweiten Wochenende die offizielle Prüfung statt, die vom Deutschen Seglerverband abgenommen wurde. Die Teilnehmenden mussten das erworbene Wissen zunächst in der theoretischen, dann in der praktischen Prüfung unter Beweis stellen. Abschließend gab es viele glückliche Gesichter – von den 20 Probanden konnten nach zwei lehrreichen Wochen 19 den Sportbootführerschein in Empfang nehmen.
Wiederholung wahrscheinlich
Nach diesem vollen Erfolg und der hohen Zahl von Studierenden, die keinen Platz mehr in dem Kurs bekommen konnten, scheint eine Wiederholung sicher. Die Studierenden ziehen so einen großen Nutzen aus der Lage der FH Kiel direkt am Wasser.