David gegen Goliath?
Die Qual der Wahl

Deutschland schreit nach Veränderungen. Das Land will frische Innovationen und neue Perspektiven in einem politischen Einheitsbrei. Glücklicherweise bedeutet Demokratie Partizipation an politischem Geschehen. Die Chance etwas zu ändern lässt sich durch ein kleines Kreuzchen auf einem Stück Papier verwirklichen. Dann können es diejenigen richten,, für deren Repräsentation wir unsere Stimme geben.

Stellen Sie sich einmal einen Wahlzettel vor. Welche Parteien fallen Ihnen ein? SPD, CDU, FDP, Die Grünen und vielleicht noch Die Linken. Möglicherweise sogar der SSW. Doch schaut man mal weiter nach unten,, entdeckt man da noch ganz andere Parteien mit merkwürdigen Namen wie Familienpartei oder MUD. Kennen Sie die? Würden Sie diese jemals ankreuzen? Warum gibt es diese kleinen Parteien und warum wählt sie (fast) niemand? Keine Chance für David im Kampf gegen Goliath?

Einer der diesjährigen Wahlverlierer der Landtagswahl in Schleswig-Holstein ist Konrad Fischers Maritime Union Deutschland, kurz MUD. Eine kleine Partei aus Heikendorf, die ebenfalls chancenlos gegen die Macht der großen Parteien war. Dabei hat auch die MUD ein sinnvolles Wahlprogramm und weit mehr zu bieten als Fischbrötchen und Butterfahrten. Kleine lokale Parteien entstehen meist dadurch, dass sie regionale Probleme und Missstände erkennen, die aus ihrer Sicht beseitigt werden müssen. Dies vermag ein kleiner Kreis Ortsansässiger meist besser als Abgeordnete einer größeren Partei. Aber wollen wir den Kleinen überhaupt eine Chance geben?

„Wir wollen unsere großen Parteien behalten“ heißt wohl die Wahlmoral. Fast blind wird die Stimme oftmals den bekannten Parteien gegeben. Sicherheit statt neuer Perspektiven. „Die Großen wissen bestimmt eher was sie tun“. Dabei repräsentieren gerade die kleinen Bürgerparteien lokale Interessen und sind auf natürliche Art und Weise volksnah. Trotzdem werden sie belächelt, ignoriert oder wegen mangelnder Erfahrung oder Seriosität kritisiert.

Ersteres kann ich voll und ganz nachvollziehen. Wie soll so eine kleine Partei ohne Wahlerfolg denn auch die Möglichkeit haben Erfahrungen zu sammeln? Und Seriosität? Nur weil alles noch ein wenig unstrukturiert und durcheinander wirkt, lässt sich daran nicht die Qualität ihrer Vorsätze und Ziele messen. Eben diese Vorsätze und Wahlversprechen evaluieren und adaptieren dann die großen Parteien, um so das Ansehen der eigenen Partei regional zu stärken.

Doch großen Parteien geht es vorrangig um politische Herrschaft und einen erfolgreichen Wahlkampf. Kleine Parteien hingegen suchen Möglichkeiten, lokale Probleme zu lösen und die Lebensqualität in ihrem Umfeld zu steigern. Die Erfolgsgeschichte der Piraten zeigt, dass es möglich ist, mit neuen, vermeintlich unkonventionellen Ideen Änderungen zu bewirken und frischen Wind in den politischen Alltag zu bringen. Sie haben erfolgreich den Kampf gegen die Goliaths der Politik aufgenommen.

Wenn Sie sich das nächste Mal neue Perspektiven in der deutschen Politik wünschen, dann denken Sie beim Wahlkampf doch etwas länger darüber nach, wem Sie Ihre Stimme geben wollen. Lesen Sie mal ein Wahlprogramm oder auch zwei. Denn Änderungen müssen irgendwo anfangen.

Ich rede nicht von einem Aufruf, ab sofort nur kleine Parteien zu wählen. Vielmehr sehe ich die Misserfolge der kleinen Parteien als Resultat eines weitaus größeren Problems: Der zunehmenden Wahlfaulheit der Deutschen. Nur wenn wir den dichten Nebel politischer Ahnungslosigkeit und Desinteresse für Parteien und Wahlprogramme lichten können, bereiten wir den Weg für neue Perspektiven und Alternativen. Wir geben Deutschland eine Chance zur Weiterentwicklung. Für eine bessere Zukunft. Für Uns.